#48 So rechnen Investoren

Soll ich investieren? Ist diese Investition rentabel? Kapitalrendite? ROI? Diese und viele andere Gedanken macht sich ein Investor vor seiner Investition. Die Frage, die du dir als Gründer stellen solltest ist - wie rechnen Investoren? Ich zeige dir wie!

Beispiel: Startup-Entwicklung

Am Beispiel einer Startup-Entwicklung kann man deutlich veranschaulichen, wie sich das Investment eines Investors entwickelt. Zu Beginn ist gut erkennbar, wie viele Anteile der Investor hält, wie sich diese mit der Zeit entwickeln und was mit den Anteilen beim Verkauf des Unternehmens geschieht.

1. Übersicht: Cap Table

Besonders übersichtlich wird dies an einer sog. Kapitalisierungstabelle (engl. Cap Table).

Aufgebaut ist diese in zwei Blöcken. Der 1. Block “Investmentrunde” stellt dar wie viel Geld, für wie viele Anteile im Rahmen einer Kapitalerhöhung bzw. einer Gründung in eine Gesellschaft eingezahlt wurden. Der 2. Block “Effective Cap Table” stellt dar, wem wie viele Anteile am Unternehmen gehören. Einen detailliertere Ausführung gibt es hier.

2. Verteilung der Anteile

Gehen wir davon aus, dass 2 Gründer den Cap Table aufstellen.
Beide investieren in einer 1. Investmentrunde jeweils 12.500 € Kapital und erhalten dafür ebenfalls jeweils 12.500 Anteile. Jeder hält somit 50% Anteile am Unternehmen.

In einer weiteren Investmentrunde sog. Seedround sind sie aufgrund der Unternehmensentwicklung auf mehr Geld angewiesen. Sie finden einen Business Angel der 100.000 € investieren möchte.
Das Unternehmen wird nach dieser Investition, alos post money mit 500.000 € bewertet.
Der Business Angel erhält somit im Rahmen der Kapitalerhöhung 6.250 Unternehmensanteile.
Die Gründer nehmen an der Kapitalerhöhung nicht teil. Ihre Anteile sind von je 50% auf nun je 40% verwässert. Der neue Investor hält 20 % des Unternehmens.

3. Entwicklung

Im Laufe der Entwicklung eines Startups wird es zu verschiedenen Investmentrunden bzw. Kapitalerhöhungen kommen.

Beispielhaft hier zwei weitere Finanzierungsrunden:

Bei der Series A kommt ein Venture Capitalist (1) dazu und investiert 1 Mio. €, bei einer Unternehmensbewertung von 4 Mio. €. Er erhält dafür 25% Unternehmensanteile.
Die Anteile der anderen verwässern.

Bei der Series B kommen zwei weitere Venture Captalists (VC’s) dazu. VC (2) investiert 1 Mio. €, VC (3) investiert 2 Mio. € zu einer Unternehmensbewertung von 20 Mio. €. Der Cap Table sieht folgendermaßen aus: Die Gründer halten jeweils 25,5% Unternehmensanteile. Der VC (1) hält 21,25%, der Business Angel 12,75% und der VC (2) 5% und der VC (3) 10%.

4. Verkauf

Irgendwann kommt ein Startup wohlmöglich an den Punkt des Unternehmensverkaufs. Gehen wir hier davon aus, dass das Unternehmen für 30 Mio. € an den nächstgrößeren Investor verkauft wird.

Was geschieht mit den Anteilen aller Investoren und der Gründer? Diese bekommen natürlichen ihren Anteil aus dem Verkaufspreis zurück. Doch wie fällt dieser aus?

Die Gründer erhalten jeweils 7,65 Mio. €.
Der Business Angel erhält 3,8 Mio. €.
Der VC (1) erhält 6,3 Mio. €.
Der VC (2) erhält 1,5 Mio. €.
Der VC (3) erhält 3 Mio. €.

Wow! Hierbei handelt es sich um einen Top Deal - und genau darauf spekulieren Investoren.

Wie rechnen Investoren?

In meinem Beispiel möchte ich die Herangehensweise der Investoren aufzeigen.

Hierfür unterscheidet man einerseits die Perspektive “Startup” und die Perspektive “Investoren”.

Die Perspektive “Startup” enthält den Businessplan, der die einerseits die aktuellen Zahlen aufzeigt, sowie Planzahlen, mit denen die Gründer an die Investoren herantreten. Sie zeigen damit auf was bisher erreicht wurde und was zukünftig geplant ist bzw. welche Gewinne erreicht werden sollen. So versuchen sie ein Investment zu erwirken.Das Gründerinteresse liegt primär darin Geld einzusammeln um das Wachstum des Unternehmens zu finanzieren.

Das Investoreninteresse (Perspektive “Investoren”) liegt darin Geld in ein Startup zu investieren, um dieses perspektivisch teurer zu verkaufen oder von den Gewinnen Dividendenanteile zu erhalten.

1. Perspektive: Startup

Schauen wir uns einmal anhand des folgenden Beispiels die Perspektive “Startup” an.

Ein Startup erzielt im Jahr 2022 einen Umsatz von 1,5 Mio. € und einen Verlust von 250.000 €, also eine negative Umsatzrendite von 17%.

Die Planzahlen präsentiert das Startup folgendermaßen:

Im Jahr 2023 soll ein Umsatz von 2,4 Mio. €, mit einem Verlust von 50.000 € erzielt werden.

Im Jahr 2024 soll sich der Umsatz auf 3,6 Mio. € steigern und es soll ein Gewinn von 180.000 € erzielt werden.

Das Startup erzielt also nur noch Gewinne. Es weiß nun “wie der Hase läuft”. Das Investment, welches notwendig war, damit das Unternehmen wachsen kann, hat das Startup zu einem profitablem Unternehmen heranwachsen lassen.

2. Perspektive: Investoren

Worauf achten nun die Investoren? Zu erst überlegen sie wie viel sie investieren wollen, zu welcher Bewertung und was passieren könnte, wenn die Planzahlen wirklich eintreten. Investoren rechnen mit Multiples, die die Frage klären, wie viel das Unternehmen Wert ist.

Es gibt zwei entscheidende Multiples: Ein Umsatz- und ein Gewinnmultiple. Beide sind industriell abhängig und unterscheiden sich je nach Startup-Branche. Der Multiple-Wert wird aus vergangenen Transaktionen herangezogen, insbesondere aus dem Verhältnis Kaufpreis zu Umsatz.

Schauen wir uns ein Beispiel an:

Wir gehen von einem Multiple von 1,5 auf den Umsatz aus und wollen den Unternehmenswert für das Jahr 2022 bestimmen. Im Foodbreich liegt der Umsatzmultiple bei 1-2. Das bedeutet, wenn das Food-Startup einen Jahresumsatz von 5 Mio. € erzielt und der Multiple zum Unternehmenswert 1,5 beträgt, dann hat das Unternehmen einen Wert von 2,25 Mio. €.

Wenn nun ein Investor 10 % Anteile am Unternehmen erwerben möchte, bedeutet das für ihn, dass er 10% von den 2,25 Mio. € investieren muss.

Gehen wir nun davon aus, dass das o.g. Szenario genau so eintrifft. Die Planzahlen für das Jahr 2022 treffen ein. Das Startup macht im Jahr 2023 50.000 € Verlust und im Jahr 2026 ca. 786.000 € Gewinn.

2026 steht ein Unternehmensverkauf, bei einem Unternehmenswert von 30 Mio. € an.

Wir versuchen nun herauszufinden, wie man auf die 30 Mio. € Unternehmenswert kommt. Dies kann beispielhaft mit einem Gewinnmultiple runtergerechnet werden.

Im Foodbereich beträgt ein Gewinnmultiple 9-12. Man multipliziert also den Jahresgewinn des Unternehmens mit 9 oder 12.

In unserem Beispiel würde das folgendermaßen aussehen:

9 x 768.000 € ergibt einen Unternehmenswert von ca. 7,076 Mio. €.
Konnte der Investor seinen 10%-Anteil behalten und verkauft nun seinen Anteil würde er für diesen Anteil, 707.616 € erhalten. Setzt man dies ins Verhältnis zu seinem ursprünglichen Investment von 225.000 €, ergibt dies eine Rendite von 314% (!).
Innerhalb von 5 Jahren würde der Investor also sein Geld um über 300% Rendite zurück bekommen. Wow!

Fazit

Jetzt weißt du wie Investoren rechnen und worauf bei eurer Planung ankommt.

 

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