#44 1,7 Mio. € eingesammelt: So haben wir's gemacht
1,7 Millionen Euro über ein einfaches Crowdfunding eingenommen? Wow! Ich erzähle dir wie ich es angestellt habe. Profitiere aus den Learnings, die ich daraus gezogen habe. Erfahre wie ich es angestellt habe und was die Vor- und Nachteile eines Crowdfundings sind.
Was ist Crowdfunding?
Crowdfunding ist eine Finanzierungsmöglichkeit für neue Projekte, Produkte, sowie auch für Startups. Die Finanzierung geht dabei nicht von einem Investor aus, sondern vielmehr von der sog. Crowd, also einer Vielzahl von Menschen. Deshalb wird das Crowdfundig auch als Schwarmfinanzierung bezeichnet.
Ein Crowdfunding wird klassischerweise im Internet gestartet. Vorab wird eine Mindestsumme als Investitionsbeitrag, sowie eine zeitliche Frist für das Erreichen dieser Summe festgelegt. Wird der Investitionsbeitrag erreicht, erhalten die Investoren eine Gegenleistung, andernfalls erhalten sie ihren investierten Beitrag zurück.
Mein Erfahrungsbericht
Mit Lizza haben Matthias und ich 2018 ein erfolgreiches Crowdfunding gestartet. Wir haben dadurch ganze 1,7 Millionen Euro eingenommen. Wie wir das geschafft haben und worauf es ankommt erzähle ich dir in meinem Erfahrungsbericht.
Zunächst allerdings ein kurzer Einblick in die Randdaten unseres Crowdfundings.
Wir haben ein Fundingvolumen von 1,7 Mio. € festgelegt über eine Laufzeit von 5 Jahren. Verzinst sollte das ganze mit einem Zinssatz von 6,50 % pro Jahr werden. Die Tilgung sollte ab dem 3. Jahr, jeweils über eine Jahresrate verteilt auf die restlichen 3 Jahre erfolgen.
Davor
2018 waren wir mit Lizza bereits 3 - 4 Jahre auf dem Markt und benötigten nach mehreren Weiterentwicklungen, neuen Produkten und der Höhle der Löwen, nun Geld. Über einen Messekontakt lernten wir GLS kennen und hörten erstmals über die Crowd-Plattform von GLS. GLS schien uns ein toller Partner zu sein. Die Mitarbeiter, das Konzept und die Finanzierungsmöglichkeit erschienen uns einfach insgesamt super sympathisch, weshalb wir uns für ein weiteres Gespräch mit GLS entschieden. Nach mehreren Gesprächen kamen wir immer tiefer in die Thematik des Crowdfundings. Uns wurde bewusst, wie viel Vorarbeit das Crowdfunding erfordert und das es gerade nicht alles so schnell abläuft, wie wir ursprünglich angenommen hatten. Wir entschlossen uns daher mehrere Fälle auf der GLS-Webseite zu verfolgen, um uns einen genaueren Eindruck über den Prozess zu verschaffen. Besonders attraktiv war für uns die Idee, jetzt Geld zu erhalten und dieses später erst zurück zu zahlen.
Nachdem wir uns ein umfassendes Bild gemacht hatte, überlegten wir uns, welchen Betrag wir benötigen. In unsere Überlegungen floss auch die Tatsache, dass eine Managementgebühr von 1% für jedes Crowdfunding auf der Plattform von GLS anfiel. Wir entschieden uns daher für ein Fundingvolumen i.H.v. 1,7 Mio. € inkl. Gebühren.
Zusätzlich zum Fundingvolumen, einigten wir uns auf eine sog. Fundingschwelle i.H.v. 1,2 Mio. €. Konkret bedeutete dies, dass wir mit Erreichen der 1,2 Mio. € bereits unsere Projekte umsetzten könnten. Es war daher der Mindestbetrag, der erreicht werden musste. Andernfalls würde das Crowdfunding verfallen.
Mit unseren Vorüberlegungen war die Vorbereitung allerdings noch nicht abgeschlossen. Auch seitens GLS stand uns eine sehr intensive und detaillierte Prüfung unseres Unternehmens bevor. Dieser Prozess allein, sowie das Aufsetzten einer maßgeblichen Marketingkampagne für das Crowdfunding allein, betrug ca. 2 - 3 Monate. Insgeamt kamen wir so auf eine Vorbereitungszeit von ca. einem Dreivierteljahr. Defintiv eine Zeitspanne mit der wir Anfangs keineswegs gerechnet hatten.
Währenddessen
Als wir dann endlich mit dem Crowdfunding gestartet haben, kamen neue Herausforderungen auf uns zu. Wir waren zur damaligen zeit sehr ambitioniert. Auf der GLS-Plattform hatten wir die größte Food Crowdfunding-Kampagne. Zum damaligen Zeitpunkt, gab es keine andere Crowdfunding-Kampagne i.H.v. 1,7 Mio. €. Wir hatten uns ein sehr hohes Ziel gesetzt, da wir davon ausgingen, dass unsere große Reichweite aufgrund “der Höhle der Löwen”, sowie die Tatsache, dass wir ein B2C-Startup sind, uns innerhalb kürzester Zeit verhelfen wird das Fundingvolumen zu erreichen.
Uns schwebte vor, wenn nur ein Teil unserer Kunden auf unsere Crowdfunding-Kampagne aufmerksam wird und geringe Beträge investiert, dann kann es doch nur schnell gehen. Als dann im August 2018 das Launchdatum eintrat, saßen wir vor dem PC und aktualisierten immer wieder die Website von GLS um die getätigten Investment zu überprüfen. Dies war sehr ernüchternd, da wir merkten, dass die Einnahmen nicht so hoch wie erwartet ausfielen. Innerhalb der ersten Tag konnten wir Einnahmen von ca. 5.000 - 6.000 € verzeichnen, was im Hinblick auf die 1,7 Mio. € sehr gering war. Wir entschieden uns also dazu eine weitere Marketingkampagne zu starten und investierten noch mehr Geld. Irgendwann wurde uns allerdings bewusst, dass wir auf das Geld aus dem Corwdfunding wirklich angewiesen waren. Wir hatten uns nicht zum Spaß dort angemeldet. Es war etwas frustrierend zu sehen, dass sich Geld ansammelte, wir aber auf dieses vor Erreichen der Fundingschwelle nicht zugreifen können. Die vereinbarten Bedingungen mit GLS mussten eingehalten werden und konnten unsererseits nicht im Nachgang geändert werden.
Mitten im Prozess erfuhren wir, dass nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen investieren können. Wir beschlossen daher noch mehr auf die Marketingpower zu setzten und investierten hierfür noch mehr Geld. Wir kontaktierten Unternehmen und Zulieferer.
Schlussendlich erreichten wir unsere Fundingschwelle von 1,3 Mio. € und es erfolgte die Auszahlung an uns. Den restlichen Betrag erhielten wir dann nach und nach bis die 1,7 Mio. € vollständig erreicht wurden. Es war ein langer Prozess, der uns viel Geduld und weitere Investitionen kostete.
Danach
Auch nach der Auszahlung beschäftigte uns das Crowdfunding noch weiterhin. Wir mussten weiterhin die vereinbarten Zinszahlungen durchführen, Fragen der Anleger beantworten, halbjährige Reports abgeben. Wir mussten mitteilen, was wir von unserem ursprünglichen Geschäftsplan umsetzen konnten, welche Abweichungen es gab und wie es zu diesen Abweichungen kommen konnte.
Vor- und Nachteile
Die Frage, die sich nun im Nachgang stellt ist: Hat sich das Crowdfunding denn gelohnt?
Mein Kurzfazit: Ja! Es hat uns definitiv viel gebracht und wir konnten das Geld sinnvoll investieren und uns weiterentwickeln.
Doch welche Learnings habe ich aus dem ganzen gezogen? Hier das Résumée der Vor- und Nachteile.
1. Nachteile
Dauer: Es dauert immer länger, als wie man denkt und beschäftigt einen noch Jahre darüber hinaus. Selbst wenn man, mit dem Worst Case rechnet, können immer noch unerwartete Szenarien eintreffen, die man nicht einkalkuliert hat.
Unsere Reichweite: Zu damaliger Zeit hatten wir eine enorme Reichweite. Pro Monat erreichten wir mit Lizza ca. 100.000 Menschen pro Monat. Über die 6 Monate, erreichten wir allerdings deutlich weniger Menschen. Die Anleger mussten min. 250 € investieren. Die 1,7 Mio. € wurden also im Endeffekt nur von 100 Personen, worunter auch ein paar Unternhemen waren, investiert. Wor hatten hier eine deutlich größere Vorstellung.
Hoher Aufwand: Der bürokratische und administrative Aufwand im Vorfeld nimmt sehr viel Zeit ein. Es müssen Businesspläne geschrieben werden. Kampagnen müssen vorbereitet werden insbesondere für das Marketing, Geldausgaben für die Marketingmaterialien müssen erfolgen etc.
2. Vorteile
Geldfluss: Das Geld kommt nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne schnell rein und man kann es direkt dort einsetzen, wo es gebraucht wird.
Reichweite: Wir haben durch das Crowdfunding weitere Menschen erreicht. Insbesondere durch die GLS-Plattform wurden neue kaufkräftige GLS-Kunden auf uns aufmerksam.
Markeneffekt: Durch die GLS-Plattform profitierten wir von einem Markenübertragungseffekt. Wir stiegen dadurch quasi in die Mittelständler-Unternehmensliga auf.
Fazit
Nun weißt du wie das Crowdfunding funktioniert, was die Vor- und Nachteile sind und worauf du achten musst.